
Es liegt an den großen Zentralbanken zu entscheiden, ob die Aktienmärkte 2022 einen Jahresendanstieg auf heimischem Boden beginnen oder ob sie sich stark verlangsamen werden. In der neuen Woche entscheiden die Währungshüter aus den USA, der Eurozone und Großbritannien, wie hoch sie die Zinsen im Kampf gegen die eskalierende Inflation anheben wollen. An den Börsen gilt als vereinbart, dass die US-Notenbank am Mittwoch den Fuß vom Gaspedal nimmt und den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte statt wie bisher um 0,75 Prozentpunkte anhebt. Allerdings wurden die Hoffnungen auf eine baldige Zinswende zuletzt durch starke US-Arbeitsmarktdaten und zunehmenden Lohndruck gedämpft.
– Die Lohn-Preis-Spirale kann dafür sorgen, dass die Inflation lange auf hohem Niveau bleibt, sagt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. „Damit wird eine Zinspause weiter nach hinten verschoben, während der Wunsch nach einer ersten Zinssenkung im Jahr 2023 wohl unerfüllt bleiben wird.“ Das kann den Börsen wieder den Wind nehmen.
Anleger gehen davon aus, dass auch die Europäische Zentralbank bei ihrer letzten Zinssitzung in diesem Jahr am Donnerstag bremsen und die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte anheben wird. Im September und Oktober hatten die Währungshüter die Leitzinsen ungewöhnlich kräftig um jeweils 0,75 Prozentpunkte angehoben. Ökonomen erwarten zudem, dass die EZB die Weichen für den Abbau ihrer milliardenschweren Anleiheportfolios stellt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte eine moderate und vorhersehbare Kernschmelze versprochen. Marktteilnehmer erwarten, dass auslaufende Anleihen nicht mehr vollständig ersetzt werden. Von einem aktiven Verkauf der Aktien gehen die Experten nicht aus. Laut Commerzbank könnte die EZB das Verfahren im März einleiten.
Auch China steht im Fokus der Marktteilnehmer, nachdem die Regierung weitere Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen beschlossen hat. Dies hellte die Stimmung an den Finanzmärkten auf. „Die jüngsten Wirtschaftszahlen dort sind größtenteils enttäuschend und haben die negativen Auswirkungen der strengen Corona-Maßnahmen gezeigt“, schreiben die Analysten der Helaba. “Unterm Strich ist von Konjunkturoptimismus noch nichts zu sehen.”
Von DAX Nicht ganz ein Prozent nach unten in der letzten Woche nach einem Anstieg von mehr als 22 Prozent seit Ende September. Dass die Woche positiv endete, lag vor allem am Freitagsplus von 0,7 Prozent. Der deutsche Leitindex startete mit 14.371 Punkten in das Wochenende. Der Dow-Jones-Index hatte daraufhin noch mehr verloren. Zum Start heute zeichnet sich allerdings bereits ein Abschlag ab, denn der DAX wird aktuell mit rund 14.300 bewertet. Charttechnisch wird es ab etwa 14.150 Punkten interessant
Am Morgen stehen Daten auf dem Programm Deutscher Außenhandel und zu Konkurs. Aber auch aus Großbritannien gibt es frische Zahlen: So sehen sie aus Handelsbilanz und industrielle Produktion veröffentlicht. Darüber hinaus steht auch die Entwicklung der Finanzergebnisse auf der Agenda – bei fresh BIP-Daten. Auch nach Börsenschluss an der Wall Street kommen noch Geschäftsergebnisse von SAPs Konkurrenten aus den USA Orakel.