Freiburger Weg: Die FT 1844 wagt den Sprung in den Profivolleyball. – Sport

An einem späten Montagnachmittag forderte der Freiburger Turnverein von 1844 seinen neuen Saal in Walter Haspers Zimmer, benannt nach dem vier Jahrzehnte lang regierenden Vereinsvorsteher. Schwarzwaldstraße 181, ein Katzensprung von der Sporthochschule West, ein Katzensprung von Osten Dreisamstadion, der alte Platz des SC Freiburg. Hier, wo das sportliche Herz von Bächle und Wein, Finkes, Löws und Streichs schlägt, kündigt FT 1844 sein bisher ambitioniertestes Projekt an: Der seit 20 Jahren in der zweiten Liga spielende Verein will den Sprung in den Profi-Volleyball schaffen das erste Mal. Die Saison 2023/24 soll fertig sein, „in den letzten Jahren haben wir hier ein tolles Segelschiff gebaut“, sagt Sportdirektor Florian Schneider, der Mann hinter dem Projekt. Natürlich aus nachwachsenden Rohstoffen, ohne die die typische Stadt nicht funktionieren würde.

Die Deutsche Volleyball Liga (VBL) hat ihnen durch die zuletzt deutlich reduzierten Lizenzvoraussetzungen die Möglichkeit gegeben, in die 1. Liga aufzusteigen – und ihrem Spitzenvorstand, der mittlerweile nur noch neun Klubs umfasst, neues Leben einzuhauchen. Von dort haben sich seit 2019 fünf Klubs zurückgezogen, auch der sportliche Abstieg ist für die laufende Saison ausgesetzt: Wer soll in die Liga absteigen, in der der VC Olympia Berlin als Nachwuchs-Nationalmannschaft ein Sonderspielrecht hat und die restlichen acht Mannschaften weiß das schon. Stehen sie zum Saisonstart im Viertelfinale? Aufsteigen wollte sowieso niemand wegen der finanziellen Risiken seit Jahren. Der Sprung in die erste Klasse galt lange als Selbstmordmission.

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Auf LED-Paneele im Außenbereich, Vollzeitpersonal, eine Arena mit 2.500 Zuschauern und ein Budget von 200.000 Euro wird es künftig aber nicht mehr ankommen. Eine Chance, die sich die Financial Times nicht einfach aus der Ecke schnappt. Dem Vernehmen nach sind auch drei Vereine aus dem Norden und einer aus der Region München interessiert. Der SSC Karlsruhe, Baden Volleys, führt derzeit die Division Süd II an (Freiburg ist Dritter). Bereits im vergangenen Jahr sei Karlsruhe Zweitligameister geworden, „mit einer Mannschaft, die keinen Cent gekostet hat“, sagte Divisionschef Diego Roncone. Doch damals entschied sich der Klub gegen eine Aufrüstung: zu riskant, zu teuer, der Abstand zu groß, die Strukturen zu schwach. Jetzt trauen sie sich das zu, eine richtige Erstklasshalle wird geplant und junge Spieler mit einem doppelten Karriereangebot nach Karlsruhe gelockt. Der Hauptklub muss das Finanzkonzept am Donnerstag jedoch noch genehmigen.

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„Unsere Philosophie basiert bereits auf dem SC Freiburg.“

Rund 130 Kilometer südlich machen sie es etwas anders – und sind schon sportlich weit weg: „Wir wollen uns in einer Eskalation in die Premier League entwickeln“, sagt Sportdirektor Schneider. Und mit dem Freiburger Weg, den das Oberste Komitee längst begangen und gepflastert hat. Das Schulschiff, das derzeit nicht nur erfolgreich durch die Bundesliga, sondern durch halb Europa segelt. „Unsere Philosophie basiert wirklich auf SC“, sagt Schneider, „grün, nachhaltig, unverbindlich, ein bisschen verrückt.“ Sie verstehen sich als Trainerverein und setzen stark auf die Nachwuchsarbeit, acht ihrer Nachwuchsspieler stehen aktuell im Zweitligakader. Ihre alte Halle nannten sie einst „Burda-Dschungel“; Sie waren selbst die “Affenbande”, die dort ausbrach. Durch die Beachtung von Schlagworten machte sich die FT Freiburg seinerzeit ein düsteres Heimspiel.

Sie haben 2009 eine Grundsatzentscheidung getroffen, „und damit fängt eigentlich die ganze Geschichte an“, sagt Schneider. Sie stellten einen Vollzeit-Jugendtrainer mit dem größten Teil ihres Budgets ein, lernten aus Saisons, in denen sie relativ teure Spieler verpflichteten, und als sie sich für Premier League-Begegnungen qualifiziert hatten, machten sie es nicht. 2019 stiegen sie aus der zweiten Liga ab, blieben aber dank der damals von der Bundesliga eingeführten Wildcard-Option in dieser. Manchmal muss man Glück haben auf dem Weg zu neuen Gewässern. Die neue Halle war lange in Planung, jetzt ist sie fertig: Erstklassig geeignet, 1.200 Plätze, und beim letzten Spiel der vergangenen Saison ausverkauft.

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An die Wildcard waren Bedingungen geknüpft, der Freiburger musste in die erste Klasse, sie schrieben einen Dreijahresplan, sie stellten einen Marketingmann ein, aus den kleinen Dingen muss jetzt das Große wachsen.

Spätestens im Frühjahr werden sie in Karlsruhe, aber auch in Freiburg nahe der B31, die über Hirschsprung durch das Höllental bis in den Schwarzwald führt, wissen, ob sie genug Geld für den Senat haben. „Wenn wir das machen, dann nur mit der Freiburger Jugend“, sagt Projektleiter Schneider, also mit unserer Jugend. Die SC-Profis und FT-Enthusiasten Nils Petersen und Nicolas Höfler werden sich das Profidebüt der Affenbande nicht entgehen lassen.

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