
Gütersloh/New York (dpa) – Die milliardenschwere Übernahme des amerikanischen Buchverlags Simon & Schuster durch den deutschen Bertelsmann-Konzern ist endgültig gescheitert. Bertelsmann teilte in Gütersloh mit, dass nach Gesprächen mit dem Simon & Schuster-Aktionär Paramount Global der ursprüngliche Plan, das Urteil eines US-Gerichts anzufechten, das den Kauf aus kartellrechtlichen Gründen untersagt hatte, nicht weiter verfolgt werde. Paramount bestätigte in einer Aktienmitteilung, dass der Deal vom Tisch sei.
Die Wettbewerbshüter der US-Regierung hatten sich vor Gericht mit einer Klage gegen die Übernahme durchgesetzt, die rund 2,18 Milliarden US-Dollar (2,13 Milliarden Euro) kostete. Bertelsmann plante zunächst, Berufung einzulegen. Laut US-Medienberichten hat Paramount dieses Projekt jedoch nicht unterstützt. Stattdessen gab das Unternehmen bekannt, den Übernahmevertrag gekündigt zu haben. Paramount bestätigte jedoch, dass Simon & Schuster nicht in die Gruppe passe und deutete an, weiterhin nach einem Käufer zu suchen.
Der Einfluss auf den amerikanischen Markt wäre zu groß
Im November 2020 gab Bertelsmann seine ursprünglichen Pläne bekannt. Eigentlich sollte die zum Portfolio gehörende Verlagsgruppe Penguin Random House den New Yorker Verlag Simon & Schuster mit Erfolgsautoren wie Stephen King für mehr als zwei Milliarden Dollar übernehmen. Bertelsmann rechnete mit einem Vollzug der Vereinbarung im Jahr 2021. Mit der Übernahme wollte der Konzern seine Position in den USA ausbauen. Bertelsmann ist bereits alleiniger Eigentümer von Penguin Random House in New York.
Die US-Regierung hatte in ihrem Gerichtsverfahren argumentiert, dass die Übernahme zu zu viel Marktmacht führen und dem Wettbewerb zu sehr schaden würde. Penguin Random House ist bereits der größte Buchverlag der Welt, und mit der Übernahme eines seiner größten Konkurrenten ist sein Einfluss auf dem amerikanischen Markt zu groß. Das zuständige US-Bundesgericht in Washington stellte sich auf die Seite der Kartellbehörden und untersagte die Übernahme Ende Oktober.
Ein weiterer Rückschlag für Bertelsmann
Nach der gescheiterten Übernahme sagte von Bertelsmann in Gütersloh weiter, dass Penguin Random House in den kommenden Jahren sowohl aus eigener Kraft als auch durch Zukäufe deutlich wachsen werde. Der Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern versicherte, das Wachstum des eigenen weltweiten Buchverlagsgeschäfts voranzutreiben.
Die gescheiterte Vereinbarung ist ein weiterer Rückschlag für Bertelsmann. Erst im September hatte die zum Konzern gehörende RTL Group den Plan verworfen, zwei private TV-Gruppen in Frankreich zu fusionieren. Hintergrund waren behördliche Auflagen. Zuvor hatte die Wettbewerbszensur Bedenken geäußert.
Der gescheiterte Verkauf von Simon & Schuster wird den Bertelsmann-Konzern laut Paramount Global wohl teuer zu stehen kommen. In seiner Pflichtanmeldung bei der SEC teilte der US-Medienkonzern am Montag mit, Penguin Random House habe sich bereit erklärt, 200 Millionen Dollar Schadensersatz an Paramount zu zahlen, falls die Transaktion scheitern sollte.