Was die EU für die nächsten Monate plant – Wirtschaft

Es bleibt voller Energie. Ob und wie die EU in die Strom- und Gasmärkte eingreifen soll, war in den vergangenen Wochen einer der Hauptstreitpunkte in Brüssel. Erst kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, wurde eine Preisobergrenze für Gas in der EU vereinbart. Trotz dieses Durchbruchs werden die Regeln für die europäischen Energiemärkte ein heiß diskutiertes Thema bleiben. Auch in anderen Bereichen der Wirtschaftspolitik stehen im neuen Jahr wichtige Entscheidungen an. Ein Überblick:

der Gasmarkt

Die Gaspreisobergrenze der EU soll Mitte Februar in Kraft treten. Sie richtet sich nicht an Verbraucher, sondern an Gashändler und -versorger. Sie dürfen an Gasbörsen keine Verträge zu Preisen abschließen, die über dem Limit liegen. Die flexible Obergrenze wird aktiviert, sobald der Preis an drei aufeinanderfolgenden Tagen 180 Euro pro Megawattstunde übersteigt und 35 Euro über dem weltweiten Durchschnitt liegt. Derzeit kostet das Gas an der EU-Hauptbörse TTF weniger als 90 Euro, also nicht einmal die Hälfte.

Auch Lesen :  Sieg im Elfmeterschießen: Martinez pariert Argentinien ins Halbfinale - Sport

An der umstrittenen Grenze gibt es noch ein weiteres Hindernis: Acer und Esma, die Energiemarkt- und Börsenaufsicht der EU, werden Mitte Januar eine Untersuchung zu möglichen Gefahren vorlegen. Und Energiekommissarin Kadri Simson versprach, die EU-Kommission werde die Einführung des gerade beschlossenen Tarifs stoppen, wenn die Studie zeige, “dass die Risiken den Nutzen überwiegen”. Eine solche Notbremse würde natürlich zu einem Aufschrei aller EU-Regierungen führen, die für die Obergrenze gekämpft haben.

Auch Lesen :  Freiburger Weg: Die FT 1844 wagt den Sprung in den Profivolleyball. - Sport

Weit weniger umstritten ist die neue Initiative der Mitgliedsstaaten, Teile ihres Gases gemeinsam zur Speicherung zu bestellen. Ab dem Frühjahr müssen die Speicher wieder aufgefüllt werden. Im Sommer 2022 trieben die Länder die Preise in die Höhe, weil sie sich gegenseitig überboten. Um dieses Risiko zu reduzieren, wird nun eine gemeinsame Einkaufsplattform Angebote einholen. Jeder Mitgliedsstaat muss mindestens 15 Prozent der Anforderungen an die Gasspeicherung bestehen lassen. Die Gasimporteure, etwa der verstaatlichte Uniper-Konzern in Deutschland, werden ihre Wünsche an die Plattform übermitteln. Dieser holt Angebote für die Gesamtsumme ein. Am Ende können die Importeure aber entscheiden, ob sie wirklich kaufen wollen oder ob ihnen die Angebote nicht gefallen.

Auch Lesen :  Rund 1,4 Milliarden Euro für Sanierung in Kohleregionen | Freie Presse

der Strommarkt

Bis März wird die Kommission auch Reformvorschläge für den Strommarkt vorlegen. Bisher bestimmt das teuerste Kraftwerk den Preis an den Strombörsen. Da es sich um Gaskraftwerke handelt, treibt das Gas den Strompreis in die Höhe. Gleichzeitig kassieren billige Öko- und Atomstromanbieter üppige Gewinne, von denen sich die EU-Staaten im Herbst einigen, einen Teil dieser Gewinne abzuschöpfen. Die Kommission hat den Mechanismus der Preisbildung lange verteidigt, obwohl einige EU-Regierungen nachdrücklich gefordert haben, den Einfluss der Gaspreise auf die Strompreise zu verringern.

Europäische Union: Kernkraftwerk Neckarwestheim bei Heilbronn.  Dort produziert die EnBW Strom.  Der Preis hierfür richtet sich nach dem Gaspreis.

Kernkraftwerk Neckarwestheim bei Heilbronn. Dort produziert die EnBW Strom. Der Preis hierfür richtet sich nach dem Gaspreis.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Doch nun wollen die Brüsseler Behörden diesen Wünschen nachkommen. Dies geht aus Diskussionsunterlagen der Kommission hervor. Die Billiganbieter von Ökostrom und Atomstrom müssen nicht mehr nur über den Marktpreis vergütet werden, sondern langfristige Verträge mit festem Entgelt abschließen. Die Verträge sollten ausgeschrieben werden, damit der Wettbewerb zwischen den Kraftwerken den Preis drückt. Diese Anlagen werden weiterhin Strom an der Börse verkaufen. Liegt die Börsennotierung jedoch unter dem Kontraktpreis, wird den Unternehmen die Differenz erstattet. Dies entspricht der deutschen Ökostromförderung. Ist der Marktpreis dagegen höher, wie jetzt, müssen die Unternehmen das Geld zurückzahlen. Diese Verpflichtung besteht im deutschen System noch nicht. Das Provisionsmodell heißt Contracts for Difference oder symmetrische Marktprämien; Der Ansatz zielt darauf ab, die Stromkosten für Verbraucher zu senken und gleichzeitig kostengünstigen Stromerzeugern Zuverlässigkeit zu bieten.

Industriepolitik

Ein weiteres heiß diskutiertes Thema ist, wie Brüssel auf das massive Subventionspaket der US-Regierung reagieren soll. Die sogenannte Das Inflationsbekämpfungsgesetz (IRA) fördert den grünen Wandel der Wirtschaft, benachteiligt aber europäische Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte wie Elektroautos in die USA exportieren wollen. Denn Präsident Joe Biden will mit dem Programm vor allem amerikanische Fabriken unterstützen. Daher können EU-Unternehmen Fabriken in die USA verlegen. Als Reaktion auf Bidens Gesetz schlägt die Kommission vor, die Subventionsregeln zu lockern und mehr EU-Mittel bereitzustellen. Auf dem Gipfel im Dezember forderten die 27 Staats- und Regierungschefs die Behörde auf, bis Ende Januar umfassende Vorschläge vorzulegen.

Laut Arbeitsprogramm der Behörde will die Kommission zudem bis März einen Gesetzentwurf für kritische Rohstoffe vorlegen. Ziel ist es, bei Seltenen Erden und anderen Rohstoffen unabhängiger von großen Lieferländern wie China zu werden. Das Gesetz zielt darauf ab, Genehmigungsverfahren für strategisch wichtige Minen in Europa zu beschleunigen; Für wichtige Rohstoffe müssen Reserven aufgebaut werden.

Finanzen und Schulden

Bis zum Sommer will die Kommission sammeln und prüfen, ob der mehrjährige EU-Haushaltsplan für 2021 bis 2027 aufgestockt werden muss. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs 2020 nach mühevollen Verhandlungen. Der Ukrainekrieg und die Inflation haben jedoch dazu geführt, dass das Geld jetzt sehr knapp ist. Zudem will Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen europäischen Souveränitätsfonds schaffen, der strategische Industrieprojekte fördert – auch eine Reaktion auf Bidens Subventionsprogramm. Allerdings muss dieser Topf erst gefüllt werden. Entweder steuern die Mitgliedsstaaten Geld zum EU-Haushalt bei, oder die Kommission erhält die Erlaubnis, wieder neue gemeinsame Schulden aufzunehmen, wie beim Corona-Stützungstopf. Beide Ansätze wären für die Bundesregierung sehr sensibel.

EU: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) diskutiert in Brüssel über den EU-Stabilitätspakt.  Ein krudes Konzept, das Lindner nicht gefällt.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) diskutiert in Brüssel über den Stabilitätspakt der EU. Ein krudes Konzept, das Lindner nicht gefällt.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Auch über die Reform des Stabilitätspakts wird heftig debattiert. Die Kommission plant, bis März Gesetzesentwürfe vorzulegen, um diese Regeln für ein solides Finanzmanagement flexibler, realistischer und durchsetzbarer zu machen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Zeitplan eingehalten wird; es besteht noch zu viel Diskussionsbedarf mit den Behörden. Denn bereits im November legte die Behörde ihr Grobkonzept vor – und stieß bei einigen Finanzministern wie Christian Lindner (FDP) auf große Vorbehalte.

Wettbewerb

Im Mai tritt das wegweisende Gesetz über digitale Märkte in Kraft. Der Rechtsakt, der im Englischen mit DMA abgekürzt wird, ermöglicht die Beauftragung sogenannter mächtiger Internetplattformen wie Amazon Pförtner erklären. Diese Unternehmen sind Gatekeeper und Wegweiser zum Internet für die Bürger. Sie können diese Position ausnutzen, um ihre eigenen Angebote zu bevorzugen und kleinere Konkurrenten zum Schweigen zu bringen. Deshalb schreibt das Gesetz den Gatekeepern besondere Verhaltensregeln vor. Diese basieren auf den Erfahrungen der Kommission in Kartellverfahren gegen Unternehmen wie Googles Muttergesellschaft Alphabet oder Apple. Die Kommission entscheidet, wer der Torwächter für den Sommer sein wird. Vermutlich werden es Alphabet, Amazon, Apple, Booking.com, Facebook-Mutter Meta, Microsoft und Tiktok sein.

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button