
Stand: 28.11.2022 13:49 Uhr
Die von Deutschland initiierte Resolution des UN-Menschenrechtsrates fordert eine Untersuchung der Gewalt gegen Demonstranten im Iran. Die Teheraner Regierung spricht von “Interventionismus” und bestellt den deutschen Botschafter vor.
Wegen einer Resolution des UN-Menschenrechtsrates, an der Deutschland mitgewirkt hat, hat die iranische Führung den deutschen Botschafter erneut vorgeladen. „Nach der Initiative Deutschlands, eine außerordentliche Sitzung des Menschenrechtsrates zu den jüngsten Ereignissen in unserem Land abzuhalten, wurde der deutsche Botschafter ins Außenministerium einbestellt“, berichtete die offizielle Nachrichtenagentur IRNA. Der Iran wirft der Bundesregierung “Interventionismus” und “grundlose Äußerungen” vor.
Letzte Woche forderte eine Resolution des UN-Menschenrechtsrates eine unabhängige Untersuchung der Gewalt gegen Demonstranten im Iran. Die von Deutschland und Island in der außerordentlichen Sitzung vorgelegte Resolution wurde von 25 der 47 Mitgliedsstaaten unterstützt. Demnach soll eine unabhängige internationale Ermittlungsmission Menschenrechtsverletzungen im Iran dokumentieren und Beweise für eine mögliche Strafverfolgung der Täter sammeln.
Die Mission hat jedoch kaum eine Chance, in den Iran zu gehen. „Wir werden nicht mit einem Mechanismus arbeiten, der auf dieser Resolution basiert und auf einem politischen und instrumentellen Ansatz basiert“, sagte das Außenministerium und bekräftigte seine „absolute Ablehnung“ des Textes.
Immer wieder Kritik an Gewalttaten
Der deutsche Botschafter Hans-Udo Muezel wurde in den vergangenen Wochen mehrfach ins Außenministerium nach Teheran gerufen. Die Spannungen zwischen der iranischen Führung und der Bundesregierung sind in letzter Zeit eskaliert. Vertreter der Bundesregierung haben wiederholt die gewaltsame Niederschlagung von Protesten kritisiert.
Die klare Position von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beunruhigt die Teheraner Regierung. Hochrangige iranische Diplomaten nannten Deutschland kürzlich ein “Regime”. Auch viele iranische Sicherheitsbeamte und Politiker sind seit Beginn der Proteste EU-Sanktionen ausgesetzt.
DJV fordert die Vorladung des iranischen Botschafters
Unterdessen forderte der Deutsche Journalistenverband die Einberufung des iranischen Botschafters nach Deutschland. Hintergrund war eine Drohung gegen Mitglieder der persischen Redaktion der Deutschen Welle (DW). Sie drohten damit, gegen ihre im Iran lebenden Familienmitglieder vorzugehen, falls die Berichte über die iranische Führung fortgesetzt würden.
Nach Angaben des deutschen Auslandssenders haben die iranischen Behörden nach Beginn der aktuellen Proteste den Druck auf Journalisten im Ausland erhöht. So wurden beispielsweise Personen im Iran kontaktiert, die einem DW-Mitarbeiter in den sozialen Medien auf seinem Instagram-Feed folgten. Während der Telefonate, aber auch während des Verhörs wurden sie aufgefordert, den Kanal nicht mehr zu verfolgen, um Konsequenzen für sich und ihre Familien zu vermeiden. In einigen Verhören wurde der Mitarbeiter als „Staatsfeind“ bezeichnet, der im Iran mit dem Tode bestraft wird.
Massenproteste im Iran wurden durch den Tod der iranischen Kurdin Gina Mahsa Amin Mitte September ausgelöst. Er starb in Polizeigewahrsam, nachdem er wegen Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung festgenommen worden war. Menschenrechtler schätzen, dass mindestens 450 Demonstranten getötet und rund 18.000 Demonstranten festgenommen wurden.