
In Deutschland funktioniert vieles nicht mehr so wie früher. Gemessen an Standortfaktoren für Familienunternehmen gehe es laut Ökonomen in die falsche Richtung.
von dpa
16.01.2023 – 17:42 Uhr
MÜNCHEN – Deutschland verliert laut einer Studie des ZEW Mannheim im Vergleich zu 20 anderen führenden Volkswirtschaften an Wettbewerbsfähigkeit. In der Neuauflage des „Länderindex Familienunternehmen“ rangiert die Bundesrepublik auf Platz 18 von 21 Ländern, 4 Plätze schlechter als 2020. Die USA führen, gefolgt nur von Ungarn, Spanien und Italien. Auftraggeber war die Stiftung Familienunternehmen München, die am Montag die neunte Auflage der seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Analyse veröffentlichte.
Der Ökonom Friedrich Heinemann und sein Team bewerten sechs Faktoren für Familienunternehmen in jedem Land: Steuerbelastung, Arbeitskosten und Produktivität, Aufwand und staatliche Regulierungskosten, Finanzierungsbedingungen der Unternehmen, Qualität der Infrastruktur und der öffentlichen Verwaltung. Energieversorgung und Kosten. Auch im deutschsprachigen Ländervergleich steht die Bundesrepublik nicht gut da: Die Schweiz liegt auf Platz vier, Österreich auf Platz 13.
Energiepreisschocks können nicht kompensiert werden
Heinemann schreibt über das „erwachte Bild“. Laut der Studie hat der Energiepreisschock seit Kriegsbeginn in der Ukraine mehrere europäische Länder im Wettbewerb benachteiligt. Allerdings kann Deutschland dies laut Ökonomen nicht durch andere Vorteile kompensieren.
„Im Vergleich der 21 betrachteten Standorte bietet Deutschland für den Finanzierungsbereich nur erstklassige Standortbedingungen“, heißt es in dem Blatt. “Auf der anderen Seite steht Deutschland in den anderen betrachteten Fächern nicht vor Nordamerika, Westeuropa oder Skandinavien.” In den Bereichen Steuerbelastung, Energie, Arbeit und Regulierung sehen die Autoren Deutschland am Ende der Tabelle.
Deutschland hat sich nie für die Spitzengruppe qualifiziert
Seit dem ersten Länderindex im Jahr 2006 war Deutschland nie in der Spitzengruppe, aber zunächst noch im Mittelfeld. Reformbedarf sehen Heinemann und sein Team in Deutschland vor allem in den Bereichen Steuern und Bürokratie. Sie bestätigen aber auch den großen Verbesserungsbedarf des Bildungssystems und weisen auf Schwächen in den Kernfächern Deutsch und Mathematik hin.
„Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren“, kritisiert Rainer Kirchdorfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Im Vergleich zu den letzten Plätzen international ist das kein Bereich, in den wir gehören.“