Zinssorgen belasten weiter: DAX fällt unter 14.000 Punkte


Marktbericht

Stand: 15.12.2022 18:08

Der DAX fiel zum Handelsschluss unter 14.000 Punkte – für den deutschen Leitindex ist es der größte Tagesverlust seit einem halben Jahr. Die Angst vor weiteren Zinserhöhungen hat die Anleger heute verunsichert.

Obwohl die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 0,5 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent heute weithin erwartet wurde, flohen Anleger heute aus Aktien in ganz Europa. Ausschlaggebend für den Rückzug waren Ankündigungen von Notenbankgouverneuren in Europa und den USA zum künftigen Kurs der Geldpolitik. Sowohl EZB-Präsidentin Christine Lagarde als auch Zentralbankgouverneur Jerome Powell haben weitere deutliche Zinserhöhungen angekündigt. Der deutsche Leitindex DAX beendete den heutigen Handelstag mit einem Minus von 3,3 Prozent auf 13.986 Punkte deutlich im Minus.

„Die EZB setzt alle Zeichen auf hawkish“, kommentierte Ökonom Metal Mehta von Legal & General Investment Management. Besorgt über die Inflation holt sie mit anderen Zentralbanken auf, die ebenfalls die Zügel angezogen haben. Denn neben den Aussagen über weitere Zinserhöhungen werden die Anleihebestände ab März sukzessive abgebaut.

Zudem hat die EZB ihre Inflationserwartungen für die nächsten zwei Jahre zum Teil deutlich angehoben und gleichzeitig ihre Wachstumsprognose für den Euroraum gesenkt. „Dadurch wird das befürchtete Stagflationsszenario deutlich wahrscheinlicher“, sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners. Ernst wird es auch, sobald die Rückzahlungsbeträge auslaufender Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert werden und somit dem Markt Liquidität entzogen wird.

Angst vor einem verlängerten Zinserhöhungszyklus in den USA

Die Enttäuschung über die weiterhin restriktive Geldpolitik der US-Notenbank lastet heute auch an der Wall Street. Am Dienstag war der US-Leitindex Dow Jones nach moderateren Inflationsdaten auf den höchsten Stand seit April gesprungen. Die Hoffnung, dass die Fed bald die Zügel lockern würde, währte jedoch nicht lange. Fed-Chef Jerome Powell hat signalisiert, dass weitere Zinserhöhungen unmittelbar bevorstehen. „Wir werden Kurs halten, bis die Arbeit erledigt ist“, sagte er und dämpfte die Hoffnungen auf eine Zinssenkung in der zweiten Jahreshälfte 2023. Der Leitindex Dow Jones weitete seine Verluste im Handelsverlauf auf minus 2,3 Prozent aus. , der breitere Der kombinierte S&P 500 verlor 2,5 Prozent, der technologielastige Nasdaq Composite fiel um 2,9 Prozent.

Robuster US-Arbeitsmarkt

Auch die Fed richtet die Geldpolitik stark auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes aus. Zuletzt verlangsamte sie das Tempo, um die Wirtschaft nicht zu sehr zu belasten. In den USA ist die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung nun unerwartet gesunken. Sie sei um 20.000 auf 211.000 gesunken, teilte das Arbeitsministerium heute mit. Experten hatten mit einem kleinen Anstieg gerechnet. Die Höhe der Unterstützungsanfragen zeigt eine robuste Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die ersten Bewerbungen gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarktes. Trotz schwächerer Konjunktur in den USA klagen viele Unternehmen über Arbeitskräftemangel.

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Die britische Notenbank hebt den Leitzins an

Auch die britische Notenbank kämpft mit einer weiteren Zinserhöhung gegen die hohe Inflation. Der Leitzins wird um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent steigen, teilte die Bank of England (BoE) heute mit. Experten hatten mit dieser Entscheidung weitgehend gerechnet. Es ist die neunte Zinserhöhung seit Ende letzten Jahres, als der Leitzins knapp über null lag. Wie andere Notenbanken gerät auch die Bank of England jedoch zunehmend in ein Dilemma: Einerseits will sie mit ihrer strafferen Geldpolitik gegen die zuletzt hohe Inflation von 10,7 Prozent ankämpfen. Andererseits befindet sich die britische Wirtschaft aufgrund des Ukraine-Krieges in schwierigen Zeiten.

Anleger ziehen sich nach der Inline-Zinsentscheidung der Bank of England vom Pfund Sterling zurück. Die britische Währung fiel um 1,66 Prozent auf 1,2212 Dollar. Die Meinungsverschiedenheit unter den Zentralbankern führt zu Verwirrung bei den Anlegern, sagte Naeem Aslam, Marktanalyst beim Brokerage AvaTrade. Von den neun hochrangigen BoE-Beamten stimmte einer für eine höhere Zinserhöhung, während zwei eine Unterbrechung der Zinserhöhungen angesichts der sich abschwächenden Wirtschaft befürworteten.

Euro steigt auf 1,07 Dollar

Am Abend kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0640 Dollar. Das sind 0,38 Prozent weniger als am Vortag.

Gold verlängert Verluste

Gold hat seine Verluste ausgeweitet. Eine Feinunze Gold wurde am Abend bei 1.778 $ mit einem Abschlag von 1,6 Prozent gehandelt, nachdem sie unter der Woche zeitweise bei 1.824 $ gehandelt worden war. Steigende Zinserwartungen machen das gelbe Edelmetall weniger attraktiv, da es selbst keine Zinsen oder Dividenden abwirft.

Der Ölpreis unter Druck

Nach einem zwischenzeitlichen Plus ist der Ölpreis wieder negativ geworden. Ein Barrel (159 Liter) Nordseesorte Brent kostete am Abend 81,77 Dollar. Das sind 1,17 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Variante West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,55 Prozent auf 76,13 Dollar.

Telekom veröffentlicht Zahlen zur WM

Nach 62 von 64 WM-Spielen in Katar hat die Telekom erstmals Zuschauerzahlen veröffentlicht. „Mit vier Millionen MagentaTV-Kunden erreichen wir regelmäßig siebenstellige Nutzungszahlen pro Spieltag mit Live-Berichterstattung“, sagt Telekom TV-Vorstandsvorsitzender Arnim Butzen. „Bei den exklusiven Spielen hatten wir in der Spitze sogar mehr als 1,5 Millionen Zuschauer.“

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Munich Re strebt einen Gewinn von vier Milliarden Euro an

Nach den neuen Rechnungslegungsvorschriften strebt Munich Re im kommenden Jahr eine Gewinnsteigerung von rund vier Milliarden Euro an. Das gab der weltgrößte Rückversicherer am Abend bekannt. Die operative Entwicklung des Geschäfts sei „nach wie vor sehr erfreulich“.

Luxusgüterkonzerne befürchten schwaches Geschäft in China

Schwache Konjunkturdaten aus China treffen europäische Luxusgüterkonzerne. Die Papiere des stark von der chinesischen Wirtschaft abhängigen Unternehmens LVMH verloren in Paris 2,8 Prozent. Hermes und Guccis Mutter Kering verlieren ebenfalls 3,9 Prozent bzw. 4,9 Prozent. Zuvor war bekannt, dass sich Chinas Industrieproduktion im November verlangsamte und die Einzelhandelsumsätze zurückgingen. Beide Messungen waren schlechter als erwartet und erreichten die niedrigsten Werte seit Mai.

Südzucker rechnet mit steigenden Umsätzen

Europas größter Zuckerkonzern Südzucker stellt sich auf weitere Umsatz- und Gewinnsteigerungen ein. Für das Geschäftsjahr 2023/2024, das am 1. März beginnt, wird eine Umsatzsteigerung erwartet. Das operative Ergebnis (Ebitda) wird zwischen 1,0 und 1,2 Milliarden Euro liegen, nach 890 bis 990 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr. Beim operativen Ergebnis rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg auf 650 bis 850 Millionen Euro, für das Jahr bis Ende Februar 2023 soll es zwischen 530 und 630 Millionen Euro liegen. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Energieversorgung stabilisiert und Südzucker weiterhin von den vor Beginn des Ukraine-Krieges gesicherten Energiepreisen profitiert.

Gläubiger sollen bei Steinhoff die Mehrheit übernehmen

Der hoch verschuldete südafrikanische Handelskonzern Steinhoff soll künftig zu 80 Prozent im Besitz seiner Gläubiger sein. Im Gegenzug erklärte sich Steinhoff in Stellenbosch bei Kapstadt bereit, Kredite in Höhe von insgesamt zehn Milliarden Euro um drei Jahre bis Juni 2026 zu verlängern. Dann bricht die Penny Stock um mehr als 50 Prozent ein. Das Unternehmen sorgte 2017 in einem milliardenschweren Bilanzskandal für Aufruhr.

Die H&M-Verkäufe in diesem Herbst übertrafen leicht die Erwartungen

Der schwedische Modekonzern H&M ist im Herbst etwas stärker als erwartet gewachsen. Im Zeitraum von September bis November stieg der Umsatz um zehn Prozent auf 62,5 Milliarden NOK (5,8 Milliarden Euro), wie der weltweit zweitgrößte Einzelhändler hinter Zaras Mutter Inditex mitteilte.

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Die britische Regierung kürzt die Novavax-Bestellung

Im Hinblick auf eine Kapitalerhöhung ist die Aktie von Novavax heute stark unter Druck geraten. Mit unter 15 US-Dollar notiert die Aktie des Impfstoffspezialisten auf dem tiefsten Stand seit April 2020, als die Corona-Rallye gerade begonnen hatte. Sie waren im Zuge der Impfphantasie auf dem Höhepunkt der Pandemie von einem Rekordtief von 3,54 Dollar im November 2019 auf über 331 Dollar im Februar 2021 um mehr als das Neunzigfache gestiegen. Nun wurde auch das Thema Covid-Impfstoff auf Eis gelegt . Die britische Regierung hat die mehrfach angepasste Bestellung von Nuvaxovid halbiert. Novavax muss einen Teil der erhaltenen Anzahlungen zurückerstatten.

Netflix-Aktien stürzen ab

Ein Medienbericht über den langsamen Start des neuen werbefinanzierten Abonnements hat Netflix ins Wanken gebracht. Die Aktien des Streamingdienstes sind an der Wall Street ganze 7 Prozent im Minus. Laut dem Online-Magazin Digiday beträgt die Kundenzahl nur 80 Prozent des Wertes, den Netflix den Werbetreibenden versprochen hat. Sie könnten daher Preisnachlässe geltend machen.

Der Meinungsfreiheit sind für Twitter-Besitzer Musk Grenzen gesetzt

Twitter hat den Account eines College-Studenten gesperrt, der zuvor den Privatjet von CEO Elon Musk verfolgt hatte. Musk erklärte in einem Tweet, dass der einige Stunden zuvor deaktivierte Bot-Account gegen die Benutzerrichtlinien der Internetplattform verstoße.

Das Einzelhandelsgeschäft von Citi verabschiedet sich von China

Die amerikanische Bank Citigroup gibt ihr Privatkundengeschäft in China auf. Davon betroffen sind 1.200 lokale Mitarbeiter, die möglichst in anderen Bereichen des chinesischen Geschäfts oder anderswo eingesetzt werden sollen. Bereits im April 2021 hatte Citi den Ausstieg aus dem chinesischen Privatkundengeschäft angekündigt. Das Geldhaus verabschiedet sich vom Geschäft mit Privatkunden in 14 Märkten in Asien, Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Mexiko und will die Bereiche institutionelle Kunden stärken und Vermögensverwaltung. Das chinesische Portfolio soll an inländische Banken verkauft werden.

Musk verkauft Tesla-Aktien im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar

Twitters neuer Eigentümer und Tesla-CEO Elon Musk hat gestern Aktien des Elektroautoherstellers im Wert von 3,58 Milliarden US-Dollar verkauft, wie aus einer gestern veröffentlichten US-Börsenmitteilung hervorgeht. Musk verkaufte im letzten Jahr Anteile an dem von ihm gegründeten Elektroautohersteller im Wert von fast 40 Milliarden US-Dollar.

Nach der Fed-Entscheidung: Zwei Meldungen der US-Notenbank

Bianca von der Au, HR, 15.12.2022 08:08

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